Körperorientierte Trauma-Arbeit

 

Die Regulationsfähigkeit des Körpers durch innere Selbstverbindung stärken

Was bedeutet „ Trauma“?

 

Trauma beschreibt das Erleben eines überwältigenden Ereignisses, das für den betroffenen Menschen nur schwer bis gar nicht zu verarbeiten ist.
Häufig wird damit fast zeitgleich das Bild der Posttraumatischen Belastungsstörung assoziiert, die aus dem Fehlen der Werkzeuge zur Verarbeitung des traumatischen Erlebnissen entstehen kann und geeignet ist, zukünftig das Leben des jeweiligen Menschen als eine ständig wiederkehrende Einschränkung wesentlich zu bestimmen. Dazu können solche Erscheinungen gehören wie z.B. ständige hohe Stressbelastung, Übererregbarkeit, Erstarrung ohne Handlungsimpuls, Depressive Verstimmungen unterschiedlicher Intensität, dauernde Müdigkeit, Dissoziation verbunden mit Vitalitätsverlust – aber auch die Unfähigkeit, Dinge beenden zu können sowie „Flash- Backs“ und Immobilität.

Aus diesem Blickwinkel resultiert die Betrachtung von Trauma als einer schweren Erkrankung.
Im eigentlichen Sinne bedeutet Trauma aber weder Krankheit noch Störung. Trauma beschreibt eine Verletzung des Menschen, in der er in einem Gefühl des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit hängen geblieben ist. Auch, wenn das Ereignis längst vorüber ist, bleibt danach seine Spur im Körper gespeichert.

 

Integration von Trauma


Aufgrund der Neuroplastizität des Gehirns haben wir jedoch die Fähigkeit ein Trauma gut zu verarbeiten. Mit Hilfe empfindender Körperarbeit sind wir als Menschen in der Lage, uns durch emotionalen und physischen Schmerz hindurch zu bewegen und so wieder Zugang zu tiefer und flexibler Gesundheit zu finden.

 

Dafür braucht es das Verständnis für die Körpersignale als jener non-verbalen Sprache, über die sich die Befindlichkeit des Autonomen Nervensystems zu erkennen gibt.
Dies zurück zu gewinnen, ist jedoch gar nicht so einfach. Zum einen kann diese Sprache in ihrem Beitrag zur Lösung alter, im Körper gespeicherter Erinnerungsmuster durchaus körperliche Entlastungsreaktionen hervorrufen, die im sozialen Umfeld zumeist auf wenig Verständnis stoßen.

Zum anderen findet sie als direkte Verbindung zur Körperweisheit in einer mental geprägten Welt kaum noch Beachtung oder ist überhaupt im Bewusstsein der Menschen.
Vielmehr ist sie aufgrund der beschriebenen gesellschaftlichen Normierungen eher dem Vergessen anheim gefallen als tatsächlich als eine uns allen zur Verfügung stehende Sprache erkennbar geblieben.

Um so mehr gilt es anzuerkennen, dass unser Intellekt und unser Wille zwar versuchen zu verstehen und zu verändern, dass jedoch gerade sie nicht die entscheidenden Instrumente bieten, an dieser Stelle eine Lösung herbei führen zu können.

Unbestritten brauchen wir unseren Intellekt, um die unterschiedlichen Phasen einer biologischen Reaktion auf extreme Reize zu verstehen, aber darüber hinaus geht es um ein genaues Hinhören, damit dem Körper geholfen werden kann, die schwierigen Erfahrungen zu transformieren. Daraus kann sich eine größere Flexibilität, eine größere Wahlmöglichkeit im Verhalten und in der Wahrnehmung und somit Gesundheit und Selbstwirksamkeit entwickeln

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Ziel der Weiterbildung


Ziel der Weiterbildung ist es daher, Begleiter auszubilden, die dieser Sprache kundig sind und als geübte Übersetzer der Körpersignale belastete und traumatisierte Menschen darin unterstützen können, ihren physischen Körper aus einschränkenden Erinnerungsmustern zu befreien und in eine differenziert erlebte Lebendigkeit zurück zu führen.

Welche Fähigkeiten des Begleiters müssen dafür ausgebildet werden?

 

Um die Selbstheilungskräfte eines Menschen mit einem durch das traumatische Erlebnis hoch erregbaren Autonomen Nervensystem einladen zu können, muss der Begleiter darin geschult sein, in sich Klarheit, Bewusstsein über die eigenen Körperreaktionen sowie Präsenz entwickeln zu können. Darin liegt die Voraussetzung, einen sicheren, heilsamen Raum entstehen lassen zu können, in dem ein Angebot von Neuorientierung für den Klienten möglich werden kann.

 

Im Bewusstsein für die Kraft eines Trauma-Sogs sollte der Begleiter über Fähigkeiten verfügen, mit dem Klienten an Ressourcen zu arbeiten, die diesen am Rand des Traumas halten, ihn jedoch nicht einer erneuten Konfrontation aussetzen.


Der Begleiter muss darin geschult werden, ein klares Bewusstsein für die Qualität der Absichtslosigkeit und die Fähigkeit zu entwickeln, immer wieder in diesen Zustand zurück kehren zu können. Im Verständnis für seine eigenen Körpersignale kann daraus die Souveränität entstehen, die „ Weite“ des heilsamen Raumes durch das

Angebot unterschiedlicher „Meeting-Points“ mit dem Klienten flexibel zu gestalten, so dass sich dessen empfindliches Nervensystem daran herunter regulieren kann. Affektreaktionen und überschießende, der Gegenwart nicht mehr entsprechende Reaktionen des Autonomen Nervensystems können auf diese Weise abgebaut werden.

 

Das Geschenk aus der Erfahrung einer Traumatisierung

 

Die Erfahrung einer Traumatisierung erinnert uns an unsere stets vorhandene hohe Verletzlichkeit.
Während ohne die entsprechenden Ressourcen die Vitalität des traumatisierten Menschen in ewigen Abwehrreaktionen in der Vermeidung der Konfrontation mit dieser Verletzlichkeit gebunden bleibt, erlaubt die Arbeit über den Körper die Entwicklung feiner Handwerkszeuge, um sich bewusst durch die schmerzhaften Erfahrungen navigieren und die gebundene Energie wieder befreien zu können. Darin liegt ein tiefer persönlicher Wachstumsprozess, der auch den Bereich spiritueller Erfahrungen berührt.

In der damit verbundenen inneren Öffnung entsteht über die tiefe Begegnung mit sich selbst hinaus eine andere Form von Verstehen und Kommunikation mit den „Mit- Wesen“ auf dieser Erde.

 

Folgende Fachthemen werden vertieft:

·       Wichtigkeit der Ressourcen- und Gesundheitsorientierung

·       Einfluss der inneren Haltung des Begleiters auf die Qualität des Prozesses

·       Bewusste Steuerung der Aufmerksamkeit

·       Die Rolle des inneren Beobachters oder Beobachterin in der Trauma-Arbeit

·       Klärung von Grenzwahrnehmung auf körperlicher, emotionaler, mentaler und spiritueller Ebene

·       Polyvagale Theorie (Stephen Porges)

·       Arbeit mit dem SIBAMO-Modell

·       Funktionsweise des Autonomen Nervensystems

·       Verständnis von Desidentifikation in der Trauma-Arbeit

·       Dissoziation

·       Die Bedeutung von Bindung und Bindungsstilen in der Trauma-Arbeit

·       Embryonale Entwicklung und Reflexe

·       Entwicklungstrauma und Selbstregulation

·       Verlangsamung und Beschleunigung in der Trauma-Arbeit

·       Ganzkörperaktivierungen

·       Arbeit mit Tönen als direkter, non-verbaler Zugang zum Autonomen Nervensystem

• Prozess- und Trauma-Aufstellungen

• Wahrnehmungsschulung und meditative Praxis

 

Inhalte der Weiterbildung „ Körperorientierte Traumaheilung“

 

• Handwerkszeuge, mit denen die Selbstregulationsfähigkeit und die Differenzierungsfähigkeit menschlicher Wahrnehmung vertieft werden können.
• Übersetzung der Signale des Autonomen Nervensystems auf unserer Reise vom Embryo bis zum Erwachsenen in eine nicht bewertende Sprache
• Integration systemischer Arbeit in den Prozess, um einen Perspektivenwechsel von der Pathologie zur Gesundheit einzuladen.
• Vermittlung von Fähigkeiten zur Wahrnehmung von Grenzen und ihrer Transformation in Flexibilität
• Gewinn von Sicherheit durch die Schulung von Orientierungswahrnehmung als überall einsetzbares „Gesundheits-Tool“ .
• Verständnis für Bindungsformen und deren Integration in ein kohärentes Erleben. • das Verständnis von embryonalen Reflexen in ihren Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter
• die Fähigkeit zum Erkennen von Regulationsmechanismen als Überlebensstrategie und deren Einsatzmöglichkeiten im Prozess.
• Fokussierung von Aufmerksamkeit - als „Gleichzeitigkeitsbewusstsein“ im Alltag nutzbar.
• Übungen zur Integration unterschiedlicher Wahrnehmungskompetenzen in ein kohärentes Erleben
• Praxis des absichtlosen Lauschens anstelle des aktiven Tuns
• Arbeit an den gegenwärtig präsenten Prozessen anstatt einer Suche nach Ursachen oder Ereignissen in der Vergangenheit.
• Die Lebensenergie wird zurück gewonnen und in den Fluss des Lebens integriert.

 

Wann könnte die Weiterbildung für Sie interessant sein?

 

Diese Weiterbildung richtet sich an professionelle Begleiter, die mit Menschen in starken Belastungssituationen arbeiten möchten.
Sie finden sich in sozialen, therapeutischen, beratenden oder coachenden Berufen. Im Einzelnen sind es Menschen, die in Ausübung ihrer Tätigkeit Gefühle


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 von Hilflosigkeit
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 Erscheinungen des Helfer-Syndroms,
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 Hohe Anspannung
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 immer wieder kehrende Fragen
- Sehnsucht nach Lösungen
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 Gefühle von Müdigkeit

- Projektionen und innere Stressdialoge im Kontakt mit anderen Menschen kennen und diese beruflichen Herausforderungen in einen kraftvollen Umgang mit ihren Klienten wandeln möchten.

 

• die ein verwirrendes Gefühl von „Nicht-Ganz-Sein“ erleben und die fehlenden Anteile einladen möchten, um die Begleitung auf ein übergeordnetes Niveau für neue Lösungsansätze zu bringen.
• die auf der Suche nach Möglichkeiten sind, ihre Wahrnehmungen und Interventionen im Begleitungsprozess weiter zu verfeinern und zu differenzieren
• die Grenzen aufsuchen, neugierig erforschen und in Grenzverhandlungen treten in der Beziehung zu sich selbst und anderen
• die ihre eigene Entwicklung sowie die Potenziale anderer Menschen fördern möchten.

 

Gewinn aus der Weiterbildung:

 Fachliche Qualifikation in der Arbeit mit traumatisierten und belasteten Menschen

·       ▪  Ein ausgeprägtes Bewusstsein für das Tun durch Nicht-Tun

·       ▪  Neues Verständnis in der Begleitung hochsensibler Menschen, die aufgrund dieses Persönlichkeitsmerkmals mit einem hocherregbaren Autonomen Nervensystem leben.

 Umgang und Co-regulation mit Klienten, die vorübergehend ihre Selbst- Regulationsfähigkeit verloren haben

·       ▪  Zusätzliches Wissen und Erfahrungen aus der körperorientierten Trauma-Arbeit

·       ▪  Professionelle Positionierung in einem wachsenden Beratungs- und Betreuungssumfeld

 Kraftgewinn für Menschen, die aus tiefer, innerer Überzeugung mit hoch belasteten und traumatisierten Menschen arbeiten
 Interventionsmöglichkeiten, wo das gesprochene Wort versagt und andere Kommunikationsformen gebraucht werden
 Lernen aus erster Hand von der Traumaexpertin Andrea Wandel

 

Teilnahmevoraussetzungen:

Diese Weiterbildung dient nicht der therapeutischen Selbsterfahrung. Daher sollten persönliche Klärungsprozesse bereits erfolgt sein oder andernorts in entsprechender Begleitung bearbeitet werden.
Es sollten ein grundlegendes Interesse und Verständnis für ganzheitliche Zusammenhänge sowie persönliche Erfahrungen im Umgang mit der eigenen Empathie- und Wahrnehmungsfähigkeit vorhanden sein.